Wassersparende Toilettenspülungen machen in Deutschland weniger Sinn

Die Europäische Kommission plädiert für ein Umweltzeichen für Toiletten. Kritiker halten dagegen: Schon jetzt wird in Deutschland zuwenig Wasser verbraucht.

Wichtigstes Ziel des Umweltzeichens ist die Förderung wassersparender Spülungen, um den Wasserverbrauch zu senken. Eine Studie wurde als Hintergrund für die Festlegung von Kriterien erarbeitet, die für die Verleihung des EU-Umweltzeichens (“Ecolabel”) zugrunde gelegt werden. Beim Kauf eines WCs oder Urinals mit Umweltzeichen sollen Verbraucher, Unternehmen oder lokale Behörden darauf vertrauen können, dass die Ressource Wasser effizient eingesetzt und weniger Wasser verschmutzt wird. Der Einbau wassersparender Toiletten in Wohngebäuden könnte den Wasserverbrauch in einem Durchschnittshaushalt um etwa 6600 Liter pro Jahr verringern.

Das bedeutet nach Angaben der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der Europäischen Union eine europaweite Einsparung von fast 390 Millionen Euro – bei nur einem 10-Prozent-Anteil von WCs mit Umweltzeichen. Die Entscheidung der EU definiert die Bedingungen, unter denen Hersteller für ihre Produkte das europäische Umweltzeichen beantragen können.

Michael Beckereit, Vizepräsident Wasser/Abwasser des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), zweifelt allerdings daran, dass das Umweltzeichen einen nennenswerten Beitrag zum Gewässerschutz leistet. “Schon jetzt wird in Deutschland so wenig Wasser gebraucht, dass die kommunalen Wasserversorger und Abwasserentsorger Leitungen und Kanäle immer häufiger spülen müssen.

Das vermeintlich eingesparte Trinkwasser in den Haushalten, das die Bürger im Haushalt weniger verbrauchen, müssen Wasserver- und Abwasserentsorger zur Spülung der Leitung verwenden, um die hygienischen und technischen Anforderungen einzuhalten und ihrer Pflicht einer ordnungsgemäßen Abwasserentsorgung nachzukommen.”

Die Änderung der Leitungsdimensionen sei laut Beckereit auch keine Alternative, da der Wassergebrauch stark schwanke und Spitzen beispielsweise im Sommer auch eingerechnet werden müssten. Angesichts der Tatsache, dass die öffentliche Wasserversorgung gerade einmal 2,7 Prozent des Wasserdargebots in Deutschland nutze, sei zudem der Ansatz, gerade hier weitere Einsparungen anzustreben, höchst fragwürdig.

EU-Umweltkommissar Janez Potocnik hatte betont, wie wichtig die Glaubwürdigkeit eines Umweltzeichens ist, um die Bürger zur Änderung ihres Konsumverhaltens zu bewegen. Der VKU unterstützt diese Einschätzung ausdrücklich. Diese Glaubwürdigkeit werde aber in Frage gestellt, wenn ein Umweltzeichen weit reichende Folgen an anderen Stellen hat und letztlich einen Beitrag zum sparsamen Umgang mit Wasser suggeriere, der jedoch aus technischen Gründen gar nicht zu weniger Wasserverbrauch führe.

“Die EU-Kommission wäre gut beraten, in ihre Überlegungen über künftige Wassersparmaßnahmen die Anforderungen an den sicheren Betrieb lebensnotwendiger Infrastrukturen miteinzubeziehen”, betont Beckereit. Da sich diese Anforderungen ebenso wie die verfügbaren Wasserressourcen innerhalb Europas sehr stark voneinander unterscheiden, wäre ein regionaler Ansatz zum Umgang mit drohender Wasserknappheit seiner Ansicht nach zielführender.

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